Update 2023-07 / 2023-10, Grü­ne Achsen

Bei­spiel: Begrün­te Sonnensegel

Grün­dä­cher sind schon lan­ge erprobt und aus­ge­reift. Neu­er sind „Grü­ne Segel“, die über Stra­ßen­zü­ge gespannt wer­den kön­nen. Die Fir­ma SIN­GU­LAR­GREEN, S.L. in Ali­can­te (ES, www.singulargreen.com) ver­treibt sol­che Model­le, optio­nal mit Bewäs­se­rungs­an­la­gen und Ver­bin­dung zu ver­ti­ka­len Gärten/Fassadenbegrünungen.

Schmaler Straßenzug in dem zwischen den Häusern große dreieckige Seegel gespannt sind, in denen üppiges Grün wächst.
„Green­s­ha­des”, begrün­te Son­nen­se­gel © Foto SingularGreen

Bei­spiel 2: Das ver­ti­ka­le Begrü­nungs­sys­tem VERD°

Ein wei­te­res Bei­spiel für „Stadt­grün im Bestand“ hat das Frank­fur­ter Start-Up OMC°C ent­wi­ckelt. Im Mai 2023 wur­de im Hin­ter­hof des Sencken­berg Natur­mu­se­um Frank­furt der ers­te Pro­to­typ des Begrü­nungs­sys­tems VERD° von OMC°C mon­tiert und mit aus­ge­wähl­ten Setz­lin­gen bestückt. Die fol­gen­den Infor­ma­tio­nen und Bil­der sind der Web­sei­te omc‑c.com entnommen.

Die Lösung von OMC°C arbei­tet mit schnell­wach­sen­den, ein­jäh­ri­gen Klet­ter­pflan­zen, die an einer mit tex­ti­len Rank­net­zen bestück­ten Leicht­bau­kon­struk­ti­on in die Höhe wach­sen. Die VERD°-Module stel­len gerin­ge Anfor­de­run­gen an den Stand­ort, grei­fen nur mini­mal in den Boden ein und sind bis auf den benö­tig­ten Was­ser­an­schluss autark.

Eine Person steht auf einer Leiter und bepflanzt das System. Zwischen senkrechten Stahlträgern sind Netze als Rankhilfen gespannt, der längliche Pflanztrog ist einer einer Höhe von ca. 3 Metern zwischen den Stahlträgern angebracht. Im Hintergrund sind mehrstöckige Häuser zu sehen.
Das VERD°System in Frank­furt,
©Fotos und Text OMC°C, Office for Micro Cli­ma­te Cul­ti­va­ti­on GmbH

VERD°System wird sai­so­nal bewirt­schaf­tet: Die Modu­le wer­den im Früh­jahr mit Setz­lin­gen und Samen bestückt, im Som­mer wach­sen die Pflan­zen und im Herbst wird die ent­stan­de­ne Bio­mas­se „geern­tet“, womit der Auf­wand für Rück­schnitt und Laub­ent­sor­gung ent­fällt und der Ein­trag von Son­ne und Licht im Win­ter nicht beein­träch­tigt wird. Die­ser VERD°Service wird dem Kun­den als Dienst­leis­tung ange­bo­ten. Die geern­te­te Bio­mas­se wird ver­wer­tet und damit in den Wirt­schafts­kreis­lauf zurückgeführt.

 

3D-Skizze des VERD°Systems. Drei Module stehen räumlich angeordnet nebeneinander. Auf dem Boden sind große Betonringe mit einem Durchmesser von ca. 5-6 Metern. Auf den Ringen sind jeweils 3 vertikale Stahlpfosten, zwischen denen eine netzartige Rankhilfe angebracht ist.
3D-Skiz­ze VERD°, ©Fotos OMC°C

Rea­li­siert wur­den zwei frei­ste­hen­de VERD°-Module mit auf­lie­gen­dem Ring­fun­da­ment. Die­se Vari­an­te eig­net sich bei­spiels­wei­se als Sitz­ge­le­gen­heit auf öffent­li­chen Plät­zen und greift nicht in den Unter­grund ein. Jedes Modul ist knapp 10 Meter hoch und bie­tet Raum für 3 zwei­rei­hig bestück­te Pflanz­ge­fä­ße und ins­ge­samt 6 Net­ze mit einer Flä­che von jeweils 2,5 x 7 Metern.

VERD° arbei­tet mit ein­jäh­ri­gen Klet­ter­pflan­zen. Das Grün setzt sich zusam­men aus einer Aus­wahl von der­zeit 25 Arten mit unter­schied­li­chen Eigen­schaf­ten: Die einen wach­sen schnell in die Höhe, ande­re bil­den buschi­ges Grün aus. Eini­ge blü­hen in beson­ders schö­nen Far­ben, ande­re wir­ken durch ihren Duft oder die Grün­tö­ne der Blät­ter. Je nach Stand­ort und Nut­zungs­sze­na­rio las­sen sich geeig­ne­te Arten kom­bi­nie­ren, um über die Ver­schat­tung hin­aus auch ästhe­ti­sche Effek­te zu erzie­len oder gezielt zur Bio­di­ver­si­tät bei­zu­tra­gen. Die Kom­bi­na­ti­on ver­schie­de­ner Arten redu­ziert zudem die Anfäl­lig­keit für Krankheiten.

Die Ver­wen­dung ein­jäh­ri­ger Pflan­zen bie­tet viel­fäl­ti­ge Vor­tei­le: Sie benö­ti­gen wenig Wur­zel­raum, haben daher einen ver­gleichs­wei­se gerin­gen Was­ser­be­darf und es kommt nicht zur Ver­hol­zung wie bei mehr­jäh­ri­gen Pflan­zen. Auf­grund der Ern­te im Herbst ent­fal­len die Auf­wän­de für Rück­schnitt und Laub­be­sei­ti­gung. Schließ­lich gelangt die schat­ten­spen­den­de Bio­mas­se nach der Ern­te als neu­er Roh­stoff zurück in den Kreis­lauf – „Value statt waste“.


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