Beispiel: Begrünte Sonnensegel
Gründächer sind schon lange erprobt und ausgereift. Neuer sind „Grüne Segel“, die über Straßenzüge gespannt werden können. Die Firma SINGULARGREEN, S.L. in Alicante (ES, www.singulargreen.com) vertreibt solche Modelle, optional mit Bewässerungsanlagen und Verbindung zu vertikalen Gärten/Fassadenbegrünungen.
Beispiel 2: Das vertikale Begrünungssystem VERD°
Ein weiteres Beispiel für „Stadtgrün im Bestand“ hat das Frankfurter Start-Up OMC°C entwickelt. Im Mai 2023 wurde im Hinterhof des Senckenberg Naturmuseum Frankfurt der erste Prototyp des Begrünungssystems VERD° von OMC°C montiert und mit ausgewählten Setzlingen bestückt. Die folgenden Informationen und Bilder sind der Webseite omc‑c.com entnommen.
Die Lösung von OMC°C arbeitet mit schnellwachsenden, einjährigen Kletterpflanzen, die an einer mit textilen Ranknetzen bestückten Leichtbaukonstruktion in die Höhe wachsen. Die VERD°-Module stellen geringe Anforderungen an den Standort, greifen nur minimal in den Boden ein und sind bis auf den benötigten Wasseranschluss autark.
VERD°System wird saisonal bewirtschaftet: Die Module werden im Frühjahr mit Setzlingen und Samen bestückt, im Sommer wachsen die Pflanzen und im Herbst wird die entstandene Biomasse „geerntet“, womit der Aufwand für Rückschnitt und Laubentsorgung entfällt und der Eintrag von Sonne und Licht im Winter nicht beeinträchtigt wird. Dieser VERD°Service wird dem Kunden als Dienstleistung angeboten. Die geerntete Biomasse wird verwertet und damit in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt.
Realisiert wurden zwei freistehende VERD°-Module mit aufliegendem Ringfundament. Diese Variante eignet sich beispielsweise als Sitzgelegenheit auf öffentlichen Plätzen und greift nicht in den Untergrund ein. Jedes Modul ist knapp 10 Meter hoch und bietet Raum für 3 zweireihig bestückte Pflanzgefäße und insgesamt 6 Netze mit einer Fläche von jeweils 2,5 x 7 Metern.
VERD° arbeitet mit einjährigen Kletterpflanzen. Das Grün setzt sich zusammen aus einer Auswahl von derzeit 25 Arten mit unterschiedlichen Eigenschaften: Die einen wachsen schnell in die Höhe, andere bilden buschiges Grün aus. Einige blühen in besonders schönen Farben, andere wirken durch ihren Duft oder die Grüntöne der Blätter. Je nach Standort und Nutzungsszenario lassen sich geeignete Arten kombinieren, um über die Verschattung hinaus auch ästhetische Effekte zu erzielen oder gezielt zur Biodiversität beizutragen. Die Kombination verschiedener Arten reduziert zudem die Anfälligkeit für Krankheiten.
Die Verwendung einjähriger Pflanzen bietet vielfältige Vorteile: Sie benötigen wenig Wurzelraum, haben daher einen vergleichsweise geringen Wasserbedarf und es kommt nicht zur Verholzung wie bei mehrjährigen Pflanzen. Aufgrund der Ernte im Herbst entfallen die Aufwände für Rückschnitt und Laubbeseitigung. Schließlich gelangt die schattenspendende Biomasse nach der Ernte als neuer Rohstoff zurück in den Kreislauf – „Value statt waste“.